Wiedersehen mit Peter von Klaudy

Über ein halbes Jahrhundert hatte er kein Sportbund-Team mehr spielen sehen – am Sonntag, 5. Februar, war es soweit: Peter von Klaudy, inzwischen 82 Jahre alt und in Haimhausen bei München wohnend, schaute sich das 3. Bundesligaspiel zwischen dem TuS Fürstenfeldbruck und Sportbunds 1. Damen (1:6) an. Eine Woche zuvor beim Herren-Spiel Bayern – Sportbund hatte es noch nicht geklappt mit dem Treffen. „Die spielen ja wahnsinnig schnell“, war sein erster anerkennender Kommentar zu den Sportbund-Mädels. „Thomas, gewinnst Du gegen die?“, fragte er weiter. „Nein, keine Chance, vielleicht mache ich ein paar Aufschlag-Punkte, aber wie Du sagst: Die spielen auch mir zu schnell“, antworte ich. „Ich bleibe besser beim Betreuen und Balleimer Einspielen – `Schuster, bleib bei Deinen Leisten´.“

Der „Baron“, wie von Klaudy in seiner Hochzeit der 60er-Jahre beim Sportbund genannt wurde, kann das Spielniveau einschätzen wie nicht viele andere. Denn: Er gehörte zur absoluten deutschen Spitzenklasse, gewann 1962 bei den Deutschen Einzelmeisterschaften die Bronze-Medaille im Herren-Einzel. Im Viertelfinale gelang ihm das große Kunststück, den zuvor neunmaligen Titelträger Conny Freundorfer zu besiegen – eine der größten Sensationen im deutschen Tischtennis. Seine Stärken? „Insbesondere seine Schmetterbälle mit der Rückhand zeigten Wirkung“, ist im Internet nachzulesen.
Besonders wertvoll war Peter von Klaudy für den Sportbund als Mannschaftsspieler. In der ersten Hälfte der 60er-Jahre war die Position zwei für ihn reserviert. 1964 gelang der Einzug ins Deutsche Finale gegen Düsseldorf (3:9 – Foto rechts: das damalige Team mit Peter von Klaudy als Zweitem von links), zweimal reichte es zu Platz drei. Ein Jahr später gelang der Titelgewinn im Europäischen Messepokal. Eine Spezialität des Teamplayers von Klaudy war das Doppel. Mit seinem kongenialen Partner Peter Grieb, der Nummer fünf des Teams, bildete er jahrelang Sportbunds Spitzendoppel. Zu dieser Zeit stellte jedes 6er-Team nur zwei Doppel. Grieb/von Klaudy waren immer dabei. „Neben dem Hochadel habe ich mich immer wohl gefühlt“, schwärmte Grieb noch jahrzehntelang. 1961 und 1962 wurde von Klaudy so württembergischer Meister im Doppel mit Peter Grieb.
An sein Lieblingsturnier erinnerte sich Peter von Klaudy in Fürstenfeldbruck vor 10 Tagen ganz besonders gerne. Bei den offenen Züricher Meisterschaften war er dreifacher Sieger im Einzel. „Einmal habe ich dort im Finale gegen Heinz Harst gewonnen, das war etwas ganz Besonderes – er war schließlich Sportbunds absoluter Spitzenspieler.“
Doch von Klaudys Blick geht weit über die damaligen sportlichen Erfolge hinaus. „Das waren tolle Jahre damals in den 60er-Jahren mit Deinem Vater – die Sportbund-Zeit habe ich in wunderbarer Erinnerung.“ Und er verfolgt das Geschehen beim Sportbund weiterhin, gerade letzten Sommer rund um das 75-jährige Jubiläum des Vereins. „Ich wollte unbedingt zur 75-Jahr-Feier kommen, konnte aber wegen eines Unfalls zuvor nicht nach Stuttgart kommen. Aber das Buch zum Jubiläum habe ich genau studiert. Ein tolles Werk.“ Besonders große Anerkennung findet die breite Jugendarbeit beim Sportbund: „Ihr habt ja eine riesige Tischtennis-Abteilung und so viele Jugend-Mannschaften – Respekt.“
So fand der Kontakt Peter von Klaudys mit seinem alten Klub Sportbund Stuttgart ein halbes Jahr nach dem Jubiläum statt. Dazu kam auch noch mein Bruder Bernhard, sodass Peter von Klaudy die Kinder seines früheren Sportbund-„Chefs“ Kuno Walter beide kennen lernte – eine richtig schöne Begegnung mit vielen Erinnerungen aus alten Zeiten. Die Vereinskameraden aus diesen alten Zeiten grüßt Peter von Klaudy von Herzen. Kontaktdaten können über mich sehr gerne weitergeleitet werden. So könnten noch weitere Wiedersehen mit Peter von Klaudy zustande kommen, einer der Legenden des Sportbunds.
Thomas Walter

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