Nachruf: Adolf Bair

Mitte der 50er-Jahre trat er dem Sportbund bei, war auch über 60 Jahre danach für den Sportbund-Förderverein aktiv. Am vergangenen Freitag ist er nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren gestorben: Adolf Bair. Am heutigen Donnerstag wurde er auf dem Hauptfriedhof in Stuttgart-Steinhaldenfeld beerdigt. Die Sportbund-Familie wird ihn immer in Erinnerung behalten.
Ein Nachruf …

Sportbund-Geschichte
Adolf Bair kam über die Ministranten-Gruppe der katholischen Kirchen-Gemeinde St. Eberhard Mitte der 50er-Jahre zum Sportbund. Dort wurde Tischtennis gespielt. Dieser Sport begeisterte auch Adolf, neben dem Fußball, den er als Dauerkarten-Inhaber des VfB fast Zeit seines Lebens verfolgte. Beim Sportbund war er engagiertes Mitglied und unterstützte den Förderverein bis zuletzt. Noch im September saßen wir im Kreis des Fördervereins gemeinsam auf dem Weindorf (Foto: ganz links), wenige Tage danach wurde Adolf schwer krank, es kam leider zu keiner weiteren Begegnung mehr, jetzt ist er im Alter von 81 Jahren im Pflegeheim Lauchheim gestorben.

Kein Spitzensportler – aber ein Mann der Tat

Tischtennisspieler mit feinem Händchen, mit großem Kampfgeist und Willen, kurz: Talente, gab es viele in der Sportbund-Historie. Adolf Bair gehörte nicht dazu, das sagte er immer selbst. Aber: Er war ein äußerst wertvolles Mitglied, was vielen sicherlich nicht so bewusst war, die nur auf die große Bühne der Top-Spiele oder der Mitarbeiter im Vordergrund schauten. Wenn es darum ging, für (Jugend-)Mannschaften einen Fahrer zu finden, wenn es darum ging, wer notwendige Reparaturen in der Halle, am Spielmaterial durchführt, dann war Adolf zur Stelle. Und: Er war über einen Zeitraum von rund 30 Jahren Stellvertreter des Abteilungsleiters, seines Freundes Kuno Walter. Wenn der mal keine Zeit für eine Sitzung des Hauptvereins hatte, dann sprang Adolf ein – ohne Worte darum zu machen.

Sein zweiter Platz, auf dem wir ihn erleben durfte, war der Freitag-Stammtisch im „Landhaus“, später in der „Villa Berg“ und im „Rechberg“. Dort fehlte er nie. Und wer nach dem Training dort in die Diskussion einstieg, erlebte Adolf von zwei Seiten: ein sportbegeisterter Mensch mit großem Interesse an der Trainingsarbeit vor allem mit den jungen Leuten – anderseits ein echter Schwabe, mit rauer Schale, der über Politik, Sport und die Gesellschaft „bruddeln“ konnte. Das war der Moment, in dem man besser das Thema wechselte.

Mensch mit Einsatzbereitschaft
Viel entscheidender war die menschliche Seite von Adolf Bair: „Mit ihm konntest Du immer etwas anfangen, er war da“, blickte der ehemalige Weggefährte und Sportbund-Spitzenspieler Peter Grieb heute zurück. Und tatsächlich war Adolf Bair über Jahrzehnte im Hintergrund unermüdlich für den Verein tätig. Ganz besonders zeichneten ihn dabei seine große Hilfsbereitschaft, seine Fähigkeit, hintenanzustehen und die Fähigkeit, wertzuschätzen, aus.

Große Hilfsbereitschaft

Ein vor allem am Ende bekanntes Bibelzitat aus der Apostelgeschichte des Lukas (Neues Testament) besagt: „Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.“

Adolf Bair hat wenig genommen und viel gegeben. Ein scheinbar unbedeutendes Beispiel, aber ein kleines Mosaik-Steinchen beim Gelingen der Sportbund-Vereinsarbeit: Ende der 80er-Jahre lamentierten die Sportbund-Jugendtrainer, dass die Samstag-Heimspiele unter dem starken Lichteinfall in der Berger-Halle litten. Die 1. Jungen war gerade in die Verbandsklasse aufgestiegen und die Sonne musste zumindest in einem Hallendrittel aus den Spielboxen verdrängt werden. Ein Antrag an die Stadt Stuttgart, Jalousien einzubauen, wurde abgelehnt. Adolf hörte dies in einem der Stammtisch-Gespräche. Spontan rief er das Projekt „Vorhänge Berger-Halle“ ins Leben. Gertraud Walter (Mutter) erhielt den Auftrag, meterlange Gardinen zu nähen, Adolf befestigte diese anschließend in stundenlanger Arbeit in luftiger Höhe. Das Problem war pragmatisch und mit viel Tatkraft gelöst – die Spieler sahen plötzlich samstagnachmittags den Ball wieder. Noch heute, 30 Jahre später erinnert mich jeden Mittwoch beim Balleimertraining dieser einfach wunderschöne grüne Vorhang an Adolf, auch wenn wir diese Verdunklung heute gar nicht mehr brauchen …

Fähigkeit, hintenanzustehen

Der ehemalige amerikanische Präsident John F. Kennedy formulierte einmal: „Frage nicht, was der Staat für Dich tun kann, sondern was Du für den Staat tun kannst.“

Adolf Bair hat sich diese Philosophie zu eigen gemacht, hat beim Sportbund immer gefragt, wie er das ganze Gebilde voranbringen kann. So war er einmal als Vertreter der Tischtennisabteilung bei einer Vorstandssitzung des Hauptvereins. Zurückgekehrt, bat ihn Abteilungsleiter Kuno Walter, das gute Ergebnis in der Abteilungsversammlung Tischtennis zu verkünden. Die Reaktion von Adolf war kennzeichnend für ihn: „Das habe ich gerne gemacht, aber Du bist der Chef – und sollst deshalb die guten Nachrichten verkünden.“

Fähigkeit, Wertschätzung zukommen zu lassen

Adolf Bair war auch ein sehr guter Freund der Familie Walter. Dazu muss man wissen, dass sich die Mitglieder dieser Familie schon bei der Aufgabe, einen Nagel in die Wand zu schlagen, in größte Gefahr für Leib und Leben begeben. Da war handwerkliche Hilfe immer willkommen. Gertraud Walter: „Adolf war immer bereit, zu helfen.“ Aber die Hilfe ging weiter – Adolf war auch im Sinne moralischer Unterstützung stets präsent. Abteilungsleiter Kuno Walter wendete sich bei der gemeinsamen Arbeit für den Verein, aber auch darüber hinaus häufig an Adolf: „Mit ihm konnte ich auch in schwierigen Situationen immer und über alles reden, ein großer Freund.“

Ich selbst durfte einige Jahre als Nachbar in der Relenbergstraße in vielen Situationen auf ihn als Helfer und Berater zählen. Besonders wertvoll war seine moralische Unterstützung in Sachen Jugendarbeit und Förderverein. Obwohl er leidenschaftlicher Fan des Profisports im Fußball war, stufte er die Basisarbeit in einem Verein wie dem Sportbund höher ein: „Was Stefan und Du seit 30 Jahren da machen, ist nicht hoch genug einzuschätzen“, lobte er und bezog auch alle anderen ehrenamtlichen Mitarbeiter mit ein. Und: Als der Sportbund Ende der 80er-Jahre nach dem Fast-Abstieg aus der Bezirksliga mit Jugendarbeit begann, bestätigte er immer wieder: „Ihr macht das richtig, lasst Euch nicht von den Kritikern beirren, Ihr habt die Verantwortung, macht weiter, wie Ihr es für richtig haltet.“ Diese Wertschätzung, auch in schwierigen Zeiten Durchhaltevermögen zu leben und fördern, hat Adolf Bair bis zuletzt gezeigt.

Danke für alles, danke, dass Du einer von uns warst, Adolf – wir werden Dich immer in Erinnerung behalten!

Thomas Walter

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