Presse, 3. Liga Süd: Sportbund unterliegt Jena 4:6 und spielt bei Spitzenreiter Hohenstein-Ernstthal 5:5

Wechselbad der Gefühle in der „Grünen Hölle“

Was für ein Wochenende für die Tischtennisspieler des DJK Sportbund Stuttgart in der 3. Bundesliga Süd: Frust und Freude lagen bei der 4:6-Niederlage beim SV Schott Jena und dem 5:5 beim TTC Sachsenring Hohenstein-Ernstthal so nah beieinander wie nie. „So etwas habe ich im Tischtennis noch nie erlebt“, war Sportbunds Nummer vier, Gabriel Gaa, auch tags darauf noch emotional überwältigt. Das Team aus dem Stuttgarter Osten kämpfte zweimal mit viel Leidenschaft – aber dieser Kampf schaffte im Osten Deutschlands auch viel Leiden. So lag der Sportbund beim Tabellenführer Hohenstein sensationell mit 5:1 in Führung, im Schlusseinzel gar mit 8:3 im Entscheidungssatz. Und dennoch reichte es am Ende „nur“ zu einem 5:5. Mit 19:9 Punkten steht der Sportbund nun auf Platz drei, fünf Punkte hinter Hohenstein – der Meisterschaftskampf ist damit entschieden, zumal die Sachsen bereits gegen die stärksten Konkurrenten gespielt haben.

Der Auftakt am Samstag in Jena (Thüringen) war wie schon so oft in dieser Saison von zwei Doppelniederlagen geprägt. Diesem Rückstand rannte das Sportbund-Quartett bis zum Schluss hinterher. Lediglich Dauud Cheaib/Gabriel Gaa hatten in ihrem Fünfsatz-Match Chancen zu punkten. Wieder einmal überragend trat in dieser Partie Spitzenspieler Dauud Cheaib auf, der beide Einzel glatt für sich entschied, gegen Spanik und Rezetka nur einen einzigen Satz verlor und dabei beide Kontrahenten sicher im Griff hatte. Paarkreuzkollege Juan Perez dagegen beherrschte zwar Abwehrmann Rezetka klar in drei Sätzen, unterlag jedoch gegen Spanik überraschend klar mit dem gleichen Ergebnis – ein big point für Jena in der Endabrechnung. Im hinteren Paarkreuz trumpfte Jenas Patrik Vlacuska, einer von vier slowakischen Akteuren, groß auf und wurde zum Matchwinner mit insgesamt drei Zählern. Zunächst siegte er gegen Marlon Spieß kurz und schmerzlos mit 3:0, während er im entscheidenden letzten Spiel gegen Gabriel Gaa bis zum 7:7 im 5. Satz zittern musste – um dann aber doch die folgenden vier Bälle für sich zu entscheiden. Gaa hatte zuvor in drei knappen Sätzen gegen Mego verloren, während Marlon Spieß gegen ebenjene Nummer drei Jenas nach verlorenem Auftaktsatz noch eine fulminante Wende gelang. Am Ende reichte es jedoch für den Sportbund nicht. Wie bereits in der Vorrunde beim 5:5 zeigte sich auch bei dieser 4:6-Niederlage gegen den Tabellenfünften, dass die Stuttgarter nicht bei ihrem Lieblingsgegner antraten.

Nach einer kurzen Regeneration ging es anderntags 100 km weiter in Hohenstein-Ernstthal zur zweiten Wochenend-Partie. Es war die Hölle, genauer gesagt die „Grüne Hölle“, der Schauplatz eines denkwürdigen Matches. Der Tabellenführer empfing den Zweiten. Und die Erwartungen von sage und schreibe über 300 Zuschauern in der engen Halle wurden mehr als erfüllt. Spielniveau und Dramaturgie ließen alle Tischtennisherzen höher schlagen. Geschwenkte Fahnen, Schlachtrufe im Minutentakt und Gesänge bis eine halbe Stunde nach dem Spiel lieferten ein Zeugnis grenzenloser Begeisterung der Fans des Sachsen-Klubs. Zwei sensationelle Doppelsiege von Dauud Cheaib/Gabriel Gaa und Juan Perez/Marlon Spieß hatten die Zuschauer zunächst zum Schweigen gebracht. Auch als Cheaib, nach 6:10 im 5. Satz gegen den japanischen Jugend-Vizeweltmeister Jugend 15, Yoshiyama, und Perez mit einem klaren 3:0 gegen Horejsi, auf 4:0 zur Halbzeit erhöhten, war es in der Halle leise geworden. Nach der knappen Dreisatzniederlage von Gaa gegen Mühlbach setzte Spieß mit einem spektakulären 3:2-Sieg gegen Manz noch einen drauf. Insgesamt drei Matchbälle hatte er in Satz drei und vier vergeben, bevor ihm mit 11:8 im 5. Satz gelang, den Sack zuzumachen. 5:1 stand auf der Anzeigetafel – nicht wie eher zu erwarten für Hohenstein, sondern für den DJK Sportbund Stuttgart. Doch die leidenschaftlich kämpfenden Gastgeber schafften die Wende. Zunächst steigerte sich der 49-jährige Tischtennis Methusalem Horejsi und wendete mit seinem hauchdünnen 3:1 eine mögliche 1:6-Niederlage für Hohenstein ab. Mit dem gleichen Ergebnis blieb Perez letztlich gegen Yoshiyama chancenlos. Gar auf 4:5 verkürzte Manz mit einem überdeutlichen Dreisatz-Erfolg gegen Gaa. Nun hing alles am seidenen Faden, in der Spielbox der Partie Mühlbach gegen Spieß. 2:1 nach Sätzen führte der Sportbundler, dann 8:3 im 5. Satz, es lief wie geschmiert. Doch die Zuschauer waren längt aufgewacht, witterten die große Chance. Unter ohrenbetäubendem Lärm holte Mühlbach Punkt um Punkt. Spieß: „Ich wurde immer nervöser, habe zu viele Bälle nur noch reingehoben.“ Und es kam, wie es kommen musst. Mit 11:9 siegte Mühlbach, sicherte das Unentschieden. Ein Schrei, die geballte Faust nach oben, der Blick auf die Zuschauer-Tribüne – die Halle tobte minutenlang. Sportbund-Betreuer Thomas Walter: „Wir waren ganz nah dran an einem 6:1-Sieg, aber so wurde das Match zu einem Riesen-Tischtennis-Fest, die Zuschauer gingen alle glücklich nach Hause. Ein Riesenkompliment für diese Atmosphäre. Die Zuschauer haben uns bestätigt, dass wir ein ganz starker Gegner waren. Die Tischtennissport hat heute gewonnen.“

Gewinnen will das Sportbund-Team auch nächstes Wochenende wieder. Am kommenden Sonntag, 13:30 Uhr, wartet das Heimspiel in der Halle Nord gegen die TSG Kaiserlautern, den Tabellenvierten. Ein erneutes Spitzenspiel.

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