Peter Grieb gestorben!

Er war ein treues Mitglied unserer Sportbund-Tischtennisabteilung, kam Mitte der 1950er-Jahre von Allianz zum Sportbund. Und er hatte die meisten sportlichen Einsätze in der 1. Herren-Mannschaft unserer Vereinsgeschichte. Es dürften insgesamt 20 Jahre sein, in denen er den Sportbund von der Oberliga bis zur Bezirksliga am Tisch vertrat, über 400 mal. Insgesamt trug er das Sportbund-Trikot sicherlich 1.000 mal! Seine sportliche Erfolgsliste ist schier endlos. Bereits am 12. März diesen Jahres ist Peter Grieb im Alter von 86 Jahren verstorben. Er wollte keine Öffentlichkeit unmittelbar nach seinem Tod. Noch im letzten Juli war er beim 75 Jahre Sportbund-Jubiläumsfest. Ein Nachruf auf der nächsten Seite ….

Peter hatte diese Aura eines großen Sportlers, vor dem man Respekt hatte. Mit Peter Grieb als Mannschaft in eine fremde Halle zu kommen, das war so, als wenn Du ein Schutzschild vor Dir herträgst. 1 Meter 97 standen dann vor Dir, aufrecht im Gang, aufrecht in der Haltung. Ein Mann wie ein Baum! Wer mit Peter einen Dialog anfing oder gar einen Streit, der musste gewappnet sein und gute Argumente haben. Denn Peter hatte zu allem eine klare Meinung – und vertrat die auch. Alles andere als ein Duckmäuser war er, auch wenn er Nachteile dadurch hatte. Peter erwarb sich so den Respekt aller – den der Teamkameraden und den der Gegner. Man schaute zu ihm im wahrsten Sinne des Wortes auf.
So lernte ich diesen markanten Menschen vor allem in meinen ersten beiden Aktiven-Jahren kennen. Von 1984 bis 1986 war das. Mit seinem Barna-Abwehrspiel stand er wie eine Wand hinter dem Tisch. Und wehe, man legte einen Stopp-Ball zu hoch hin. Peter, ohne falsche Bescheidenheit: „Dann packe ich meine Peitsche aus.“ Und tatsächlich: Sein Vorhand-Schuss mit nach unten gestrecktem Arm, direkt am Körper geführt, war nicht zu returnieren. Mein intensivstes Erlebnis rührt aus dem Jahr 1985: Bezirksliga, Sonntagmorgen in Oeffingen. Wir verlieren als Tabellenführer 7:9, nach viereinhalb Stunden. Es sind genau diese Niederlagen, die an einem nagen – nicht die schnellen 1:9. Wir sitzen danach im Oeffinger Vereinsheim. Es wird „gezockt“. Ich sitze mit meinen 17 Jahren ohne Führerschein und Geld daneben und kann meinen Teamkollegen nur zuschauen, komme alleine nicht nach Hause. Nach geschlagenen zwei Stunden steht Peter auf, hält ein Ansprache an die Mannschaft. Und die war donnernd: „Männer, heute haben wir verloren. Das war nicht gut. Aber: Ob eine Mannschaft gut ist, zeigt sich daran, ob man wieder aufstehen kann. Nächste Woche geht´s weiter, Männer!“ Dann setzte er sich, alle waren still, es wurde weitergezockt. Wir hatten unsere Lektion gelernt, dank Peter und seiner klaren Worte. Alle haben am nächsten Spieltag noch intensiver gekämpft, wir wurden mit 40:4 Punkten Meister und stiegen in die Landesliga auf. Peters Ansprache sitzt bis heute tief bei mir in den Gliedern, so etwas hatte ich noch nie erlebt! Und er hatte recht. Das Wesentliche des Sports hatte er in dieser einen Minute seiner Worte ans Team vermittelt – kurz und knackig. Und etwas sehr Wichtiges im Leben übrigens auch …
Foto: Peter Grieb (links) Mitte der 80er-Jahre im Sportbund-Landesliga-Team mit Josef Schmidt, Abteilungsleiter Dr. Kuno Walter, Jürgen Weber und Gerd Bongs.
Noch vor einem Jahr, kurz nachdem Peters Frau starb, kam der damals 85-Jährige zum 75-jährigen Vereinsjubiläum und traf seine alten Mannschaftskameraden aus den 1960er-Jahren. Ein großes Hallo war das! Denn da trafen sich echte Spitzenspieler der damaligen Zeit in Tischtennis-Deutschland. 1964 wurde Peter Grieb Deutscher Vizemeister mit der Mannschaft, zwei weitere Male erreichte dieses beste Sportbund-Team aller Zeiten das Deutsche Halbfinale, wurde also Dritter in der nationalen Rangliste. Immer mit dabei: Das Doppel Grieb/von Klaudy. Peter dazu: „In dieser Reihenfolge!“ Denn obwohl von Klaudy die Nummer zwei war, Peter nur die Nummer fünf, konnte und durfte das Doppel nur so heißen – Peter von Klaudy akzeptierte das angesichts seines wortgewaltigen und selbstsicheren Doppelpartners. Denn der schätzte seinen kongenialen Partner von Klaudy wiederum sehr: „Neben dem Hochadel habe ich mich immer wohl gefühlt!“ Klar war immer: Peter spielt Doppel – nicht selbsternannt, sondern der Leistung wegen! (Anmerkung: Damals gab es in den 6er-Teams nur zwei Doppel!)
Aber Peter, der als Betriebswirt in der Versicherungsbranche arbeitete, hatte auch eine nachdenkliche Seite: „Für mich war Sport immer Hobby. Neben dem Beruf wollte ich nicht noch woanders Stress haben. Deshalb hatte ich auch nicht die ganz großen Erfolge, vor allem im Einzel, wie zum Beispiel der Rudi [Piffl]. Wenn bei den „Württembergischen“ am Samstagabend noch gefeiert wurde, war ich bis zum Schluss dabei. Der Rudi ist halt früh ins Bett gegangen und hat dann am Sonntag gewonnen. Aber das ist schon ok, ich wollte das so.“ Trotz dieser bescheidenen Worte ist klar: Peter gehörte zehn Jahre lang zu den 10 bis 20 besten Deutschen Tischtennisspielern, vor allem im Doppel und im Team. An guten Tagen konnte er dort fast alle schlagen. Als Spieler mit den meisten Sportbund 1-Einsätzen ist er eine Legende und als Mensch ein Unikum.
Das bewies er auch noch einmal vor etwa drei Jahren. Abteilungsleiter Stefan Molsner bot ihm die Ehrenmitgliedschaft beim Sportbund an. Doch er entgegnete: „So was ist doch für die gedacht, die für den Verein arbeiten: Damals der Kuno [Walter] für uns oder heute Du und Thomas, ihr schafft was für die Leute.“ Es war nicht die erwartete Antwort, aber irgendwie tat uns das auch gut. Peter, ein Mensch, der die Dinge bei allem nach außen getragenen Selbstbewusstsein richtig einordnen konnte.
Peter Grieb – das war in jeder Hinsicht immer Unterhaltung pur. Diesen Platz wird er in der Sportbund-Historie immer behalten. Wer an Peter Grieb denkt, der denkt an den Sportbund – und umgekehrt genauso. Wir sind dankbar, dass er einer von uns war! Seiner Familie wünschen wir alles erdenklich Gute und viel Kraft in der nahen Zukunft, diesen Verlust zu bewältigen. Sein allen alten Sportbundlern bekannter Optimismus ist hoffentlich Kraft für seine Familie.
Thomas Walter

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