Zwei Urgesteine im Schwabenalter: Alexandra Schankula und Dauud Cheaib wurden 40!

„Ok, Alex, Du musst die Burpees nicht machen – Du bist die Ausnahme!“ Mittwochabend, Training in der Berger-Halle. Trainer Dauud Cheaib lässt Gnade walten. Denn Alexandra Schankula hat es erst nach dem Aufwärmen in die Halle geschafft, „darf“ gleich an den Tisch. Es ist der besondere Draht zwischen zwei Urgesteinen, die sich seit einem viertel Jahrhundert kennen.

In den letzten Tagen wurden Alex und Dauud jeweils 40 Jahre alt – herzlichen Glückwunsch!

Foto: Der Zeigefinger zur Himmelsdecke – Alexandra und Dauud haben tatsächlich im TT fast alles erreicht.

Zusammengefunden – natürlich nur im rein sportlichen Sinn – haben die beiden spätestens im Jahr 2000. Damals standen Alex und Dauud bei den Baden-Württembergischen Jugendmeisterschaften im Mixed ganz oben auf dem Treppchen (Foto). Und auch sonst kannte man sich gut, vom Verbandstraining und aus den BaWü-Mannschaften bei Deutschen Ranglisten und Meisterschaften. Seitdem sind die beiden aus den Tischtennis-Hallen im „Ländle“ nicht wegzudenken, gehörten in all der Zeit mindestens zu den Top 10  Baden-Württembergs, inzwischen sogar (wieder) zu den Top 3!

Das muss Gründe haben. Was verbindet die beiden doch so unterschiedlichen Charaktere – Dauud, den Extrovertierten, und Alex, die deutliche Ruhigere?

Liebe und Leidenschaft zum Tischtennissport

Wer über 30 Jahre einen Sport betreibt, muss eine starke innere Bindung zu ihm haben. Viele Spieler legen irgendwann ihren Schläger in die Ecke, spätestens wenn körperliche Leistungsfähigkeit oder berufliche/familiäre Verpflichtungen den Gedanken an das Karriereende stärker werden lassen. Nicht so bei Alex und Dauud.

Nach ihrer Bundesliga-Zeit und dem Bundesranglistensieg 2012 lag der Lebensschwerpunkt bei Alexandra einige Jahre auf der Familie. Ihre beiden Jungs Lukas und Toni wurden geboren. Sie spielte „nur noch“ Regionalliga in Betzingen und dann gemeinsam mit ihrem Mann in der Landesliga Herren. Doch als der Ruf des Sportbunds erfolgte, wagte sie noch einmal das Abenteuer 3. Bundesliga – mit Erfolg. In einigen Halbserien erspielte sie die beste Einzelbilanz im vorderen Paarkreuz. Und vor allem: Sie brennt (erneut) für ihren Sport, für ihre Mannschaft, gibt als Mannschaftsführerin richtig Gas, plant jedes scheinbar unwichtige Detail – ein echtes Vorbild für unsere drei 15-jährigen Youngster im Team.

Diese Rolle nimmt auch Dauud im Oberliga-„Jugend“-Team ein. Mudi, Jonathan und Vineet horchten auch gestern beim Doppeltraining auf die Ratschläge des Meisters. Der begann bereits mit 8 Jahren, lernte das Tischtennis-1×1 beim Sportbund. Zwei Jahre später war er Deutscher Schüler-Mannschaftsmeister und Fünfter der Süddeutschen Schüler-Rangliste. Dann der „Rücktritt“: „Erster kann ich nur mit täglichem Training werden, das will ich nicht.“ Doch da war doch was: die enge Bindung an die Teamkollegen. Zwei Jahre später überredeten die ihn, die Mannschaft erneut bei den Deutschen Schüler-Meisterschaften zu unterstützen. Dauud trainierte sechs Wochen, verlor bei den Titelkämpfen kein Spiel! Auch später zwang ihn eine Verletzungspause, den Schläger lange zur Seite zu legen. Während einer Auslands-Odyssee folgte eine weitere Spielzeit Pause. Doch das Spiel mit dem Zelluloid-, heute mit dem Plastik-Ball ließ ihn nicht los. Mit seinen aktuell über 2.300 TTR-Punkten war er nie besser als heute – und durch seine Kinder Mousa und Nourah so eng verbunden mit dem Tischtennis wie nie.

Meister der Taktik

„Tischtennis ist nicht wie Steineklopfen!“ Dieses Zitat des früheren Verbandstrainers und heutigen Para-Bundestrainers Volker Ziegler hat sich eingebrannt. Und tatsächlich vergleicht man Tischtennis auch als „Schach beim 100 Meter-Lauf“. Anders gesagt: Der Kopf spielt in unserem Sport eine große Rolle. Es gibt Spieltypen, die das unberücksichtigt lassen. Da wird dann auch im Training draufgeklopft, wieder und wieder, immer volle Pulle, immer die gleiche Platzierung, immer der gleiche Spin. Und da gibt es die Spieltypen, die sich Gedanken machen, wie man mit Variationen dieser drei für unseren Sport charakteristischen Elemente zu Punkten kommt – das eigentliche Ziel eines Tischtennis-Wettkampfs. An dieser Stelle könnte man aufhören mit weiteren Erklärungen und nur noch zwei Namen nennen: Alexandra und Dauud.

Beide verstehen es meisterhaft, ihre – an einigen Stellen durchaus begrenzten – Mittel so einzusetzen, sodass es nur selten zu Hochgeschwindigkeits-Tischtennis kommt. Alex brilliert mit ihren in der Szene gefürchteten Aufschlägen. Dazu platziert sie für die Konkurrenz oft so unerwartet, dass die häufig nach den Ballwechseln die Knoten aus Beinen und Armen lösen müssen. Dazu ist gegen ihren Rückhand-Noppen-Belag alles andere als einfach zu spielen. Kurz gesagt: Es ist (sportlich) einfach unangenehm, gegen Alex spielen zu müssen. Die Meisterin der Taktik hat ihr ganz individuelles Spielsystem gefunden und zieht es gnadenlos durch.

Ein solcher Meister ist auch Dauud. Bei ihm steht der ständige Wechsel des Spins und des Tempos an erster Stelle. Der Grundsatz vieler junger Spieler, jeden Ball noch schneller zu spielen als den vorherigen, ist bei ihm von der Spielplan-Agenda gestrichen. Mit jedem Ball ein neues Rätsel – so könnte man die Sichtweise von Dauuds Gegnern beschreiben. Und genau das macht den Sport ja auch aus. Wie gesagt: Schachspieler stehen vor der gleichen Aufgabe. Dauud hat diese Art zu spielen perfektioniert. Im Internet kursiert auch der Titel „Meister der Ballsicherheit“. Und genau diese Philosophie versucht Dauud nun auch als Trainer, unseren Nachwuchsspielern beizubringen. Die Youngster haben großes Glück!

Persönlichkeiten und Leitfiguren des Sportbunds

Das Sportbund-Tischtennis ist in dieser Saison in einer ganz besonderen Konstellation aufgestellt. Alexandra und Dauud als Leitfiguren, dazu 9 Jugendspieler/innen in den drei Bundesspielklassen-Teams (1./2. Damen, 1. Herren). Der Altersunterschied zwischen den beiden Neu-Vierzigern und den knapp 25 Jahre jüngeren Mitspieler/innen ist natürlich gewaltig. Doch es geht um Sport-Mannschaften. Und das haben Alex und Dauud verstanden, leben dieses Verständnis ohnehin. Wenn sie mit ihren Teams in die Halle einlaufen, dann können sich die jungen Spieler/innen auf diese beiden Persönlichkeiten verlassen. Sie liefern quasi die Garantie mit, dass ihre Nachwuchs-Teamkollegen sportlich wachsen.

Der Schwabe – so heißt es – wird erst mit 40 gescheit. Als Begründung für diese These muss herhalten, dass die Schwaben Spätzünder seien. Das trifft nun auf Alex und Dauud überhaupt nicht zu, schließlich waren sie schon als Kinder äußerst erfolgreich – und das schon immer mit einem gescheiten Kopf!

Wir wünschen Euch beiden für die nächsten 40 Jahre alles erdenklich Gute und uns als Sportbund, dass Ihr uns noch lange erhalten bleibt, so wie Ihr seid!

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