Eine Geschichte von Titel-, Grill- und Bademeistern

Pfingstausflug Kassel 2017

Tropische Temperaturen im Zelt und in der Sporthalle: Kassel war dieses Jahr wettertechnisch der krasse Gegensatz zum winterhaften Ausflug im letzten Jahr. Obwohl die äußeren Umstände den 14 Sportbund-Teilnehmern mal wieder alles abverlangten, waren deren Leistungen am und neben dem Tisch auf sehr unterschiedliche Weise meisterhaft. Zum Bericht über den Jugend-Pfingstausflug nach Kassel

Pfingstausflug Kassel 2017Gleich die Anfahrt war eine Meisterleistung: hatten wir im letzten Jahr noch über acht Stunden zu unserer geliebten Sandershäuser Sporthalle gebraucht, schafften wir es diesmal in unter 4 Stunden! Gut durchdachte Abfahrzeiten machten es möglich. So waren die Voraussetzungen, das Mammutturnier die nächsten drei Tage Kassel zu überstehen, so gut wie nie noch nie: ausgeruht ging es in die ersten Wettkämpfe.

Die erste Turnierklasse mit breiter Sportbund-Beteiligung war die U22-Klasse: dort gab es Spiele auf Augenhöhe. Wenn man in die Hocke geht. Der Grund: fast alle Sportbund-Akteure waren in dieser Turnierklasse vertreten: die Alobusi und Männle- Brüder, Jannis Chris, Bernd… – alle gaben sich die Ehre und standen so stellvertretend für ein insgesamt gewaltiges Leistungsgefälle. Je länger die Turnierklasse lief, desto erlesener wurde das Teilnehmerfeld und die Zuschauer wurden Zeugen gigantischer Duelle, im Finale dann sogar einer epischen Hitzeschlacht: Bernd im Modus, sicherte sich nach einem harten Schlagabtausch den Titel in dieser riesigen Konkurrenz und sorgte so für den ersten Sieg auf unserem Punktekonto. Dabei sollte es nicht bleiben.

Denn auch dieses Jahr wieder am Start: Salvatore Rendine. Der ultimative Medaillenjäger in Kassel. Noch nie ging er mit leeren Hände nachhause. Sein Auftreten war dieses Jahr sehr italienisch. In den Wartepausen, am Ohr ständig das Handy, in der Hand wahlweise ein Café oder eine Zigarette – so drehte Salva vor der Halle seine meditativen Runden bis seine nächste TT-Partie anstand. Diese Routine schien sein Erfolgsrezept zu sein, denn am Tischtennis-Tisch machte er es deutlich besser als Juventus Turin im Champions-League Finale. Zusammen mit Claudius zog er in der nächtlichen C2-Klasse ins Finale ein. Und selbst ein 0:2 Rückstand konnte unsere Jungs dort um 3 Uhr nachts nicht aus der Ruhe bringen: sie drehten das Spiel und holten so das zweite Gold für uns Stuttgarter.

Für den dritten Edelmetall Erfolg sorgte unsere einzige weibliche Teilnehmerin Lara. Während sie in der U22-Klasse versuchte mitzuspielen, von der bärenstarken Konkurrenz aber bestraft wurde, konnte sie in der Mädchen B-Klasse einen Achtungserfolg erzielen. Zusammen mit einer zugelosten Doppelpartnerin gelang ihr der Sprung aufs Treppchen, den sie bis tief in die Nacht mit den Gastgebern ausgiebig feierte.

Und was machten die jüngeren, männlichen Sportbund-Teilnehmer? Harlemglobetrottersmäßig gingen Adrian und Chris das Turnier an. Es gab nichts, was, die beiden nicht vergaßen, aber das sympathische Verpeiler-Duo hatte auf jedes selbst geschaffene Problem immer wieder eine improvisierte Lösung parat. Ein Beispiel: beide hatten entweder ihren eigenen Schläger komplett in Stuttgart vergessen oder das eigene Gerät war so untauglich, dass es für einen Einsatz im Turnier nicht in Frage kam. Mit den Leihschlägern geschah dann unglaubliches: „So habe ich Adrian noch nie TT spielen sehen“ – Augenzeuge Dominik Hini schaut verdutzt zu, als Adrian im Doppel mit Mostafa bei der Aufschlagannahme in Serie Fan Zhendong Gedächtnis- Flips zum Besten gibt. Das Problem: sein Doppelpartner versuchte dasselbe, leider nicht mit dem gleichen Ergebnis… Auch Chris zeigte mit dem Leihschläger, was theoretisch in ihm steckt, wenn er sich dazu überwinden kann, seine Beine zu bewegen. Im Herren-C2-Doppel mit Dominik gelang ihm der Viertelfinaleinzug. Dann waren die Kraftreserven aufgebraucht und Chris schaltete zurück in den Chillermodus, aus dem er sich die nächsten Tage nicht mehr befreien konnte.

Melone und AnanasDenn wohl denkwürdigsten Auftritt lieferte dieses Jahr nicht einer unserer Akteure, sondern die Turnierleitung des Ausrichters. Sie hatte das Turnier so gut im Griff wie Homer Simpson den Atomreaktor, d.h. es ging nur gut, bis es schieflief und zwar gewaltig. Trauriger Höhepunkt: die Jugend A-Klasse. Nachdem zunächst alle Partien zurückgerufen und das Turnier neu gestartet werden musste, der absolute Supergau: fast alle Sportbund-Jugendlichen waren nach dem Neustart nicht im Teilnehmerfeld, ein erneuter Re-Boot angeblich nicht mehr möglich. Innerlich formten unsere Unglücksraben die schönsten Mittelfinger, die man sich vorstellen kann, äußerlich nahmen sie die Hiobsbotschaft sportlich und verbrachten den freien Vormittag im Freibad oder vor dem Grill. Dort sorgte Grillmeister Claudius für die wohl besten Würstchen (inkl. Nachtisch, siehe Foto) die wir Stuttgarter in Kassel wohl jemals genießen durften. Als Bademeister fungierten Rado und Moritz, die jede freie Minute (und das waren angesichts des sehr „erlesenen“ Turnierplans der beiden sehr viele) das kühle Nass im Naturfreibad aufsuchten.

Kino Kassel 2017In dieses „Baywatch“ – Gefühl kamen die anderen Sportbundler bei unserem obligatorischen nächtlichen Kinobesuch, bei dem dieses Jahr mehrheitlich die Filmadaption der David Hasselhoff und Pamela Anderson Kultserie aufgesucht wurde. Hier gab es eine erinnerungswürdige Szene vor dem Beginn der eigentlichen Komödie. Als Lara Mohamed fragt, welches Baywatch-Babe er denn auf der Filmwerbung (siehe Foto) schöner findet, stammelt dieser nur: „dada“ und zeigte mit dem Finger auf die üppige Oberweite einer der dargestellten Schauspielerinnen. Legendärer Auftritt von Mohamed, der dann schon während der einführenden Werbephase ein Nickerchen im Kinosaal einlegt, um den Schlafmangel zu kompensieren, den Film dann aber dank der optisch schlagkräftigen Bilder konzentriert verfolgt und ohne Schlafpause übersteht. Das sachliche Filmfazit von Nebensitzer Simon Männle: „Minimale Handlung und maximale Optik waren für unseren Zustand die beste Wahl.“

Schlafen im Auto Mostafa AlobusiWas den Ausflug dieses Jahr von den Vorjahren unterschied? Unsere Gruppe war, zumindest in einigen Punkten, vernünftiger geworden. Viel weniger dritte Aufrufe wie wir es gewohnt sind, wirklich gemeinsame Mahlzeiten und kein hektisches Hineinmampfen, tatsächliche Nachtruhe für wenige Stunden und auch der Abbau  und das Aufräumen funktionierten so gut und zügig wie noch nie. Dafür ein großes Lob an die diesjährige Gruppe! Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verballertheits-Grad bei einigen unserer Teilnehmer am absoluten Siedepunkt war. Dass man z.B. bei der Rückkehr in Stuttgart komplett falsche Taschen mit nachhause schleppt, zeigt, dass die Nachwirkungen des Pfingstausflugs vermutlich noch einige Tage andauern werden. Die Erinnerungen an Kassel 2017 werden trotzdem oder genau deshalb lange im Gedächtnis bleiben.

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