Nachbetrachtung: Deutsche Meisterschaften des Schüler-Teams

Es waren drei intensive Tage zwischen Stuttgart und Essen. Die Sportbund-Delegation war mit 6 Spielern, 2 Betreuern und 4 (weiteren) Eltern unterwegs. Das Team fuhr mit dem Zug, die Eltern mit dem Auto. Nach zwei Niederlagen gegen die beiden Top-Teams aus Düsseldorf und Berlin war schon früh der kleine Traum einer Bronze-Medaille ausgeträumt. In der Runde um die Plätze 5 – 8 gab es einen Sieg (5:5 bei 20:18 Sätzen gegen Jever) und eine Niederlage (4:6 gegen Essenheim). Eine kleine Nachbetrachtung der Ereignisse …   Foto: Das Sportbund-Schüler-Team bei der Siegerehrung mit (von links) Timo Brieske, Timo Beyer, Trung Kuczynski, Uros Bojic, Moritz Männle und Peter Waddicor

Die Reise

Freitag, 15:12 Uhr, Stuttgarter Hauptbahnhof: Der IC-Zug nach Essen rollt mit 8 Sportbundlern aus dem Bahnhof. Vier Stunden Anreise, zwei Tage später sechs Stunden Rückreise und Ankunft um 23:00 Uhr am Sonntag sind ein besonderes Erlebnis. Die Zeit wird für Gespräche, Musik hören, Spiele auf dem Smartphone und eine Referat-Erstellung für die Schule („wie geht Powerpoint?“) genutzt. Zwischen dem Hbf Essen, dem Hotel und der Halle sind einige Taxi-Fahrten und die Unterstützung der Eltern Beyer notwendig. Die Suche nach Nahrung wurde insbesondere im trostlosen, weil gerade als Baustelle existierenden Bahnhof Wuppertal schwierig.

Das Rahmenprogramm und Drumherum

Der Gastgeber TUSEM Essen lieferte eine überragende Veranstaltung. Alles war bis ins kleinste Dateil geplant, die Gastfreundschaft riesig (Empfang im Hotel mit persönlicher Einweisung aller ToDos der nächsten drei Tage). In der Halle war die Gastronomie nicht zu toppen, so z. B. Kuchen in 37-facher unterschiedlicher Ausfertigung. Das absolute Highlight aber war der Samstag-Abend: Frei-Essen, Frei-Getränke und -Bier in der Halle, im Foyer eine Leinwand und dann mit 150 Leuten Fußball-WM Deutschland – Schweden geschaut. Vor allem das Finale war kroos-artig.

Die Spiele

Die Gruppe A war im Nachhinein gesehen in der Spitze die deutlich stärkere. Während in Gruppe B alle Spiele 5:5 oder 6:4 endeten, zeigten die Düsseldorfer und auch Berliner von Anfang an, dass sie in einer eigenen Liga spielen. 1.850 TTR bei Düsseldorf im hinteren Paarkruez eines U15-Wettbewerbs sprechen eine deutliche Sprache. Und auch bei Berlin waren hinten zwei Jungs mit zwar „nur“ 1.650 TTR am Werk, die jedoch deutlich stärker einzuschätzen sind.

Sportbund – Hertha BSC Berlin 2:6

Wir stellten die Doppel „auf Sicherheit“, um ins Turnier zu kommen. Und tatsächlich zeigten die Berliner gleich ihre Stärke. Denn nach einer klaren Dreisatz-Niederlage von Peter Waddicor/Timo Beyer mühten sich Uros Bojic/Timo Brieske zu einem knappen 3:1 gegen das Doppel 2. Dann die Vorentscheidung: Im vorderen Paarkreuz gingen beide Partien in den Entscheidungssatz. Uros hatte die ersten beiden Sätze verloren, fing sich, glich aus, doch im 5. Satz unterlag er Ding mit 6:11. Timo lieferte gegen Hoang Thai ein Riesenspiel, führte im 5. Satz mit 7:5, doch die folgenden 6 Punkte machte der Berliner Oberliga-Spieler. Damit 1:3 statt eines möglichen 3:1. Doch hinten zeigte uns Berlin dann unsere Grenzen auf. Peter und Timo machten in ihren Einzeln jeweils nur 13 bzw. 15 Punkte in allen drei Sätzen zusammen. 1:5 für Berlin. Uros konnte mit einem starken Viersatzsieg gegen Hoang Thai zwar noch verkürzen, doch Timo unterlag mit dem gleichen Ergebnis trotz großer Gegenwehr. Berlin siegte 6:2 und damit waren angesichts der Übermacht von Düsseldorf bereits die Weichen auf die Platzierungsspiele 5 – 8 gestellt. Schade!

Sportbund – Borussia Düsseldorf 2:6

3:18 Sätze sprechen eine deutliche Sprache. Dennoch hielt sich unser Team gut gegen den späteren Deutschen Meister. Uros, Timo Brieske und Peter gewannen jeweils einen Satz im Einzel. Besonders Peter zeigte gegen 1.850 TTR-Spieler Bandemer beim 12:14 im 4. Satz Tischtennis auf höchstem Niveau. Der erstmals eingesetzte Trung hatte dagegen hinten gar keine Chance. Besonderes beeindruckend agierte der bei Düsseldorf auf Nummer zwei antretende Guo. Gegen Uros spielte er eine halbe Stunde jeden einzelnen Ball mit allergrößter Konzentration und Körperspannung. Beide zeigten Top-Schüler-Tischtennis.

Sportbund – FC Bayern München 6:2

Im dritten und letzten Gruppenspiel ging es „nur“ noch um den 3. Platz und damit die vermeintlich bessere Ausgangsposition für das „kleine Halbfinale“ um die Plätze 5 – 8 am Sonntag. Wie gegen Berlin siegten Uros/Timo im Doppel, während Peter/Timo unterlagen. Dann die Vorentscheidung: Timo besiegte in einem ausgeglichenen Spiel Bayerns Nummer eins mit 11:9 im 5. Satz. Uros hatte keine Probleme. Dann die endgültige Entscheidung: Peter sicherte mit einem 3:1 den 4. Punkt für sein Team. Dagegen zog Timo mit dem gleichen Resultat den Kürzeren. Die 4:2-Führung vollendeten Uros und Timo mit zwei klaren Dreisatzsiegen zum 6:2. Der 3. Gruppenplatz war gesichert.

Sportbund – MTV Jever  5:5 (20:18 Sätze)

Eine etwas kuriose Situation. Jever war in der Gruppe B an Nummer eins gesetzt gewesen. Doch durch den Ausfall eines Spielers und die Tatsache, dass der Ersatzspieler keinen Punkt an diesem Wochenende gewann, rutschte Jever auf Platz 4 der Gruppe B. Ein starker Gegner also, zumindest mit den ersten drei Spielern. Kurios auch der Verlauf der Doppel: Während Uros/Timo eine 2:1-Führung nicht durchbrachten, wandelten Peter/Timo einen 1:2-Rückstand noch in einen Sieg. 1:1 also. Es folgte der stärkste Turnierauftritt von Timo Brieske. Gegen 1.900 TTR-Mann Kohne siegte er souverän mit 3:0, wobei Jevers Nr. 1 am Ende des 3. Satzes die Wende einzuleiten schien. Uros siegte gegen den 11-jährigen Lechtenbörger glatt und so führte unser Team mit 3:1. Peter konnte in vier Sätzen die Führung ausbauen, während Timo Beyer chancenlos blieb. Doch die 4:2-Führung hielt überraschend nicht Bestand. Sowohl Uros als auch Timo waren gegenüber ihren starken ersten Einzeln nicht wiederzuerkennen und unterlagen jeweils in vier Sätzen. Als auch noch Peter mit 1:3 unterlag, führte Jever erstmals mit 5:4. Nun kam es auf Timo Beyer an. Ein Sieg mit mindestens 3:1 würde den Einzug in das Spiel um Platz 5 bedeuten, bei einem 3:2 wären die Bälle gezählt worden. Doch Timo hielt sich strikt an die von Papa Andi verordnete Taktik und spielte Kokcoglu immer über die Rückhand an. Der deutliche 3:1-Sieg bedeutete den 5:5-Ausgleich. Bei 20:18 Sätzen waren wir zwei Sätze besser.

Sportbund – Spvgg Essenheim  (4:6)

Es ging um Platz fünf. Leider setzte sich die Doppel-Schwäche von Uros/Timo fort. Obwohl sie anschließend im Einzel gegen ihre Doppel-Kontrahenten vier Zähler holten, gelang es nicht, die erfolgreiche Taktik gegen Abwehr durchzuspielen. Eine ganz bittere 2:3-Niederlage. Da auch Peter/Timo in vier Sätzen verloren, geriet unser Team 0:2 in Rückstand. Doch vorne waren wir ja klar überlegen: Uros und Timo gelang mit jeweiligen Viersatzsiegen der 2:2-Ausgleich. Trung hatte einen starken Auftritt und unterlag Abwehrspieler Wagner nur in vier knappen Sätzen. Nun ging es für Peter darum, den etwas schwächeren Vierer (im Vergleich zur Nummer drei) in Schach zu halten.  Mit 2:1 ging er in Führung, doch zwei 7:11-Satzresultate führten zur Niederlage. Den 2:4-Rückstand glichen erneut Uros und Timo mit letztlich klaren Siegen aus. Bei 4:4 musste das hintere Paarkreuz entscheiden. Peter führte in Satz zwei und drei zwar jeweils bis 9, musste am Ende jedoch eine 0:3-Niederlage hinnehmen. Nun stand Trung – wie zuvor Timo gegen Jever – im letzten Spiel im Mittelpunkt. Ein Sieg egal mit welchem Ergebnis hätte Platz 5 bedeutet. Und Trung legte los wie die Feuerwehr, knallte immer wieder seine unnachahmlichen Vorhand-Spinbälle auf den Tisch, führte 2:0 nach Sätzen und 6:4. Bei 7:7 Auszeit. Betreuer Thomas: „Wir wollten noch mal die Aufschläge absprechen, aber ich habe da Trung wohl im Nachhinein gesehen eher gebremst.“ Sportbunds Nr. 4 hatte in der Verlängerung des 3. Satzes noch mal seine Chancen, doch danach spielte nur noch Wagner, der mit 11:8 und 11:6 den 5. Platz für Essenheim sicherte, deren Fans dieses Ergebnis lautstark von der Tribüne feierten. Unserem Sportbund-Team blieb Platz 6.

Fazit

Aufgrund der Auslosung war nicht mehr als Platz 5 drin. In der Endrunde um die Plätze 5 – 8 wechselten dann Licht und Schatten. Einmal gab es einen glücklichen 5:5-„Sieg“, einmal ein unglückliches 4:6. Das Ziel, in fünf Spielen alles rauszuholen und zufrieden nach Hause zu fahren, ist mit Ausnahme des letzten Spiels geglückt. Die Erfahrung, nur am Limit spielen zu können, wenn alle Team-Mitglieder auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten, konnten unsere Jungs erleben. Die Stimmung bei solchen Meisterschaften ist mit zwei Tagen Dauer-Lärm einfach unnachahmlich, konzentriertes Spielen dabei eine besondere Kunst. Beachtlich: Moritz Männle, der aufgrund eines Armbruchs nicht spielen konnte, feuerte fünf Spiele lang unermüdlich an. Er darf neben Peter im nächsten Jahr zusammen mit einigen nachrückenden Nachwuchs-Assen Jahr erneut angreifen. Um das Gesamtresultat dieser Saison richtig einzuordnen, kann auf eine Zahl hingewiesen werden: In Deutschland gibt es ca. 8.000 Jungen U15-Teams bzw. solche die mit entsprechenden startberechtigten U15-Jungs bei U18 oder den Herren spielen. Ein Vergleich aus der Leichtathletik – ein Volkslauf: Es sind also 8.000 gestartet, unser Team ist als Sechster durchs Ziel gelaufen. Jana und Andi Beyer fassten die drei Tage zusammen: „Es war ein unvergessliches Erlebnis für uns alle.“

 

Einzelergebnisse

 

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