Nachruf Dieter Klemann

Über 30 Jahre war er Mitglied des Sportbunds, von 1991 bis 2012 stand er im roten Trikot unseres Vereins am Tisch, war uns auch danach durch viele Freundschaften mit Vereinsmitgliedern eng verbunden.

Unser Didi lebt nicht mehr. Er musste am vergangenen Montag gehen, mit nur 56 Jahren. Erlöst vom schweren Leiden …

Ein Nachruf …

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Laukemann, Gutheil, Benjamin, KlemannUnser Didi lebt nicht mehr. Er musste am vergangenen Montag gehen, mit nur 56 Jahren. Erlöst vom Leiden dreier Krebserkrankungen, seit über 15 Jahren ein Leben mit starken Einschränkungen, ohne essen zu können und dennoch starkem Lebenswillen. Ein schweres Schicksal. In vielem war er ein Vorbild, vor allem aber als Mensch ein Freund, da hat er tiefe Spuren hinterlassen, wird immer in unserer Erinnerung bleiben.

Foto: Dieter (rechts), hier u. a. mit seinem besten Freund Joachim Gutheil (2. von links)

Dieter hatte einen schweren Start ins Leben. Als junges Kind floh er mit den Eltern aus Rumänien vor dem autoritären System Ceaușescus. In Stuttgart wuchs er dann auf, nahm Freiheit und materiellen Wohlstand nicht für selbstverständlich. Didi selbst hätte vielleicht formuliert: Keine Lebensgeschichte eines Wohlstandsjünglings. Aber: Aus einer Arbeiterfamilie stammend, entwickelte er mit mehr als wachem Geist und viel Ehrgeiz ein riesiges Potenzial, machte Abitur, glänzte im Studium, wurde ein Meister des treffenden Wortes.

In Sachen Tischtennis war Didi ein Spätberufener. Während andere mit Talent und guter Ausbildung im Kindesalter zu diesem Sport finden, startete er erst mit 23 Jahren als Hobbyspieler, wie er zu sagen pflegte. Sein erstes Punktspiel im Verein: am 22. Okt. 1991 in Büsnau. Sein Markenzeichen: Das Tischtennis-Spiel mit dem Hartbrett, und das vom Feinsten und fast fehlerfrei. Jeden Ball musste man sich gegen ihn schwer erkämpfen. Viele seiner Kontrahenten erlebten das.

Sein noch wichtigeres Markenzeichen: Didi war ein Mannschaftsführer erster Klasse. Die Personalplanung war akribisch. Die Begrüßung vor dem Spiel wurde immer auswendig vorgetragen. Alle Namen und Bilanzen, zur Not auch das Geburtsdatum jedes Akteurs. Ich habe Punktspiele erlebt, da kamen Leute nur zur Begrüßung. Das war ein sensationelles Spektakel. Einmal hatte die Gastgeber-Mannschaft den Spielblock vergessen, da übernahm er als Gast die Begrüßung – ohne Vorbereitung und auswendig natürlich. Spiele seiner Teams wurden zu Festen. In der Kreisklasse waren oft 20 bis 30 Zuschauer dabei. Die kamen nicht wegen des hochklassigen Tischtennis, die kamen wegen Didi. Und seine Teams wurden regelmäßig „Deutscher Meister“, egal in welcher Liga. Dieser Ausdruck wurde zum geflügelten Wort für den simplen Umstand, dass man gewonnen hatte.

Dennis Wiese und Dieter Klemann Clickball und Kuno Walter TurnierDidi hatte einfach die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Das war beim Sportbund in den unteren Mannschaften so. Und das setzte sich beim PSV Stuttgart in noch stärkerem Maße fort. Ich staunte immer, welche Spieler sich in Didis Teams versammelten. Da standen plötzlich Plattenkünstler wieder am Tisch, die bereits dreimal ihr Karriereende verkündet hatten, eigentlich nicht mehr spielen wollten oder sowieso nicht mehr laufen konnten. Für Didi gingen alle durchs Feuer, trotz ihrer vermeintlich schweren Umstände.

Foto: Didi im PSV-Trikot, hier mit Dennis Wiese

Gepflegt hat Didi einen speziellen Humor mit seiner ganz eigenen Sprache. Wenn Sportler meinten, sie hätten eigentlich gewinnen müssen, beendete Didi die Diskussion unmissverständlich mit dem Hinweis: „Und morgen kommt die Himmelsdecke herunter.“ Mit seinen Sprüchen entwickelte er eine tiefgründige Sportbund-Sprache, die auch starke erzieherische Wirkung entfaltete. Routine-Tätigkeiten, die leicht von der Hand gehen (sollten), waren für ihn „wie Zähneputzen“. Wer zu viel Eigenlob verkündete, dem wurde sofort die Hand zur vermeintlichen Gratulation gereicht. So mancher Team- oder Vereinskollege kam so schnell zum Nachdenken – und hatte die Chance, sein Tun zu überdenken.

Bereits erwähnt ist Didis phänomenales fotografisches Gedächtnis. In Erinnerung bleibt: Er gewann eine Fußball-Quiz-Sendung im Deutschen Sportfernsehen mit dem Spezialgebiet Stuttgarter Kickers. Oder er korrigierte mich bei einem Geburtsdatum meiner Verwandten, das er beim letzten Spaziergang hier auf dem Pragfriedhof auf dem Grabstein einmal gelesen hatte. Die Fähigkeit zur allumfassenden Datenspeicherung brachte er zuletzt auch bei der gemeinsamen Erstellung des Sportbund-Buchs zum 75-jährigen Jubiläum ein. Als Co-Autor setzte er konsequent den Rotstift an, ergänzte alle wichtigen Daten und Fakten.

Zuverlässigkeit war für Didi so selbstverständlich wie das Amen in der Kirche. Einmal sagte er mir: „Wenn Du mich anrufst und brauchst, bin ich schon 5 Minuten vorher da.“ Zwar nicht 5 Minuten vorher, aber er war tatsächlich immer da. Ihm war eben alles Wichtige wichtig – halbe Sachen gab es nicht!

Dieter war geprägt von einem tiefen katholischen Glauben. Der rührte aus seinen Wurzeln. Er betete vor dem Essen, besuchte regelmäßig das Grab seiner Eltern, war dankbar für alles, was ihm geschenkt wurde. Und auch wenn er angesichts seines Schicksals allen Grund gehabt hätte, an Gott zu zweifeln, war ihm dieser Glaube lebenswichtig. Und weil zu diesem Glauben auch die Wiederauferstehung von uns Menschen gehört, können wir sicher sein, dass Didi da oben auf uns wartet, mit seinem Hartbrettschläger. Dort werden wir uns als Tischtennissportler wieder begegnen. Und vor allem als Mensch werden wir, wie schon auf dieser Welt, wieder prächtig miteinander sprechen können – unterhaltsam und tiefgründig.

Danke Didi für alles, dass wir Dich als Sportkameraden und Freund unter uns haben durften!

 Für den DJK Sportbund Stuttgart, Thomas Walter

Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung findet am kommenden Mittwoch, 20. Dezember, 14:00 Uhr, auf dem Pragfriedhof statt.

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