Sarah Kornau – Medaillen für mehr Bewusstsein

Sarah Kornau DM in Bremen 2016

Vor anderthalb Jahren hat sich ihr Leben schlagartig verändert. Jetzt holte sie Gold und Sil­ber bei den Deutschen Meis­ter­schaften für Trans­plantierte und Dial­ysep­a­tien­ten. Sarah Kornau, nach 2-jährigem Gastspiel beim VfL Kirchheim zur neuen Saison wieder zu ihrem Sportbund zurückgekehrt, macht mit sportlichen Erfolgen auf das Thema Organspende aufmerksam.

Ein Bericht von Dieter Klemann.

Bremen. Sarah Kornau DM in Bremen 2016Es war der pure Wille. Mit let­zter Kraft über­querte sie beim Mini-Marathon über 3 km als Erste die Ziellinie und sank dann erschöpft aber glück­lich zu Boden. „Ich war so außer Atem, dass ich beim anschließen­den Inter­view keinen vernün­fti­gen Satz mehr zus­tande gebracht habe“, erzählt Sarah Kor­nau schmun­zelnd. In Bre­men war sie vom 5. bis 8. Mai eine von 84 Teil­nehmern an den 37. offe­nen Deutschen Meis­ter­schaften für Trans­plantierte und Dial­y­sep­a­tien­ten.

Es war in Bremen nicht der einzige Erfolg der 33-Jährigen Lehrerin aus Weil­heim, die mit weiteren Goldmedaillen im 100– Meter-Lauf, Hochsprung und Tischtennis-Einzel sowie Sil­ber im Tischtennis-Mixed ihre sportliche Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Im Tis­chten­nis liegt sozusagen ihre Kernkom­pe­tenz, denn Kor­nau ging in den letzten 2 Jahren für die Damen des VfL Kirch­heim in der Kreis­liga und manch­mal auch in der Lan­desliga auf Punk­te­jagd.

Bei aller Freude über die Medail­len­flut bleibt sie beschei­den und ver­weist darauf, dass in Bre­men nur wenige Konkur­rentin­nen mit ihr am Start waren. Sarah geht es nicht um die Anzahl der Medaillen. Sie ist glück­lich, dass sie dabei sein durfte. Vor anderthalb Jahren änderte sich ihr Leben schla­gar­tig. Von jetzt auf nach­her. Und das völ­lig unver­hofft, denn die gebür­tige Stuttgar­terin war bis dato kernge­sund. „Plötzlich spürte ich, dass ich mich nicht mehr bewe­gen kon­nte und nicht mehr genü­gend Kraft hatte, um zu atmen“, erin­nert sie sich an die schlimm­sten Stun­den ihres Lebens. „Damals dachte ich, dass ich das nicht über­leben würde.“ In let­zter Sekunde ret­tete ihr eine Leber­trans­plan­ta­tion in der Uniklinik in Tübin­gen das Leben.

Dafür ist die junge Frau dankbar, auch wenn sie seitdem viele Ent­behrun­gen in Kauf nehmen muss. Ohne die vie­len Tablet­ten, die sie täglich schluckt,  wäre ihr Leben nicht möglich. Die Ansteck­ungs­ge­fahr für Trans­plantierte ist erhe­blich, sie muss stets auf der Hut sein. Trotz ihres Schick­salss­chlages hat sie sich nicht unterkriegen lassen. Sarah ist ins Leben zurück­gekehrt. Dank ihres starken Wil­lens und dank einer Leber­spende: „Ich habe im let­zten Jahr so viele – vor allem junge Men­schen – ken­nen gel­ernt, die nur dank einer Organspende über­lebt haben. Sie kön­nen wieder arbeiten, treiben Sport und sind glück­lich und dankbar, am Leben zu sein.“

Sarah weiß nur zu gut, dass dies keineswegs selb­stver­ständlich ist. Viele auf der Warteliste müssen ster­ben, weil es nicht genü­gend Spenderor­gane gibt. Laut einer Umfrage sind 70 Prozent der Deutschen bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden. Indes: Nur 35 Prozent besitzen einen Organspender­ausweis. Diese Diskrepanz ist beträchtlich und soll vor allem durch Infor­ma­tion und Aufk­lärung verbessert wer­den.

Bei den Deutschen Meis­ter­schaften war dies auch die Botschaft von Bre­mens Bürg­er­meis­ter Carsten Siel­ing: „Die Ver­anstal­tung ist eine gute Gele­gen­heit, das wichtige Thema Organspende in das Bewusst­sein der Men­schen zu rücken.“ In Bre­men waren auch Teil­nehmer aus Öster­re­ich, Lux­em­burg, Ital­ien und Irland am Start. Sie alle wollen in ihren Län­dern die Men­schen für diese The­matik sen­si­bil­isieren. Deshalb appel­liert Sarah Kor­nau an jeden Einzel­nen, „sich Gedanken darüber zu machen und – wenn sie einer Organspende offen gegenüber ste­hen — dies bei ihren Fam­i­lien und durch einen Spender­ausweis deut­lich zu machen.“

Aus der Ver­anstal­tung in Bre­men zieht Sarah Kor­nau viel Kraft und Opti­mis­mus. Jetzt freut sie sich schon auf das näch­ste High­light und den regen Aus­tausch mit anderen trans­plantierten Sportlern: Im Juli startet sie mit dem deutschen Auswahlteam bei den Europameis­ter­schaften in Van­taa (Finn­land).

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