TT-Saisonvorbereitung ‚internacional‘

Hermann und Kilian

Familie Gröber berichtet von einer besonderen Saisonvorbereitung in Kantabrien mit   „reves“ und „escalante“, „atletismo“ –  …

TT-Saisonvorbereitung ‚internacional‘

Was tun?

Hermann und Kilian

Schulferientermine, Kosten für die Unterkunft und die dominanten jugendlichen Kinder führen den Familienurlaub bis Mitte September nach Spanien – und der Sohn soll in die U18-BL, insbesondere die ‚emotionsgeladenen‘ Bruderduelle am ersten Spieltag ohne Vorbereitung gehen? Von den eigenen Ambitionen in der Hobbyliga oder gar Kreisklasse ganz zu schweigen…

Die Lösung: Tischtennis ist international!

Spaniens Sportler kennt man eher von anderen Disziplinen, aber unser Hallensport wird durchaus praktiziert: Im www ist die „Federacion tenis de mesa“ der Provinz Kantabrien schnell gefunden. Sogar das Jugendranking ist online, so dass wir beim stärksten Verein ETM Torrelavega am ersten Ferienmontag um 19 Uhr an der Halle sind. Erste Überraschung: sie entpuppt sich als Arena mit ca. 2000 Plätze, allerdings für die Zweitliga-Handballer; Tischtennis wird unter den Tribünen in einer kleinen Halle mit 6 permanent aufgebauten Tischen gespielt. Dort läuft von 19 – 21 Uhr das Jugendtraining (vorher gibt es ja doch kein Abendessen). Jungs und Mädels trainieren miteinander; mäßig starke Erwachsene dürfen zum Glück mitmachen.

Wer mehr Informationen will: http://www.etmtorrelavega.com/

Es beginnt mit „atletismo“: mangels Laufbahn wird die Jugend 10 x um die Halle gescheucht. Nach etwas Gymnastik geht es an die Tische: das erste Kontern beeindruckt und die folgenden Übungen werden sehr lange und intensiv gespielt. Die Enge und die fliegenden Bälle trainieren die Konzentration zusätzlich. So spielt auch mangels Raum keiner Abwehr oder mit Noppen außen – findet der Autor dieser Zeilen sehr angenehm. ‚Presidente‘ und Trainer Francisco fordert Disziplin, gelegentlich auch mal mit lauteren Ansagen. Freitags wird quasi nur gespielt. Die hohe Luftfeuchtigkeit fördert die Transpiration enorm – nicht aber das Kleben von neuen Belägen.

Interessant ist auch der sprachliche Lerneffekt: ‚revés‘ für Rückhand ist noch gut eingängig, aber was heißt ‚Schupf‘ auf Spanisch? Das geht aber ja auch buchstäblich mit ‚Hand und Fuß‘. Gegen Trainingsende spielt man dann ‚escalante‘. Als ich erkläre, dass wir das Kaisertisch nennen, gibt’s großes Gelächter. Kilian kann sich gut bei den regional führenden Jugendlichen behaupten; ich freue mich, wenn mich der kleine Pedro mal nicht abzockt. Nett ist auch die Variante, dass jede Seite der sechs Tische eine Mannschaft bildet und jedes Paar nur einen Ballwechsel spielt. Nach drei Durchläufen muss die Verlierermannschaft Liegestütze o. ä. machen.

Nach sieben Mal mittrainieren werden wir ‚alemanes‘ am letzten Tag dank unserer quadratischen lokalen Schokoladenprodukte noch mal deutlich beliebter. Der Austausch ist vielfältig bereichernd. Dort spielen übrigens alle in einem Ligasystem: ob Junge oder Mädchen, Frau und Mann, alle werden nur nach Leistungsniveau eingestuft. Uns bleiben neben einem ordentlichen Trainingseffekt sehr schöne Erinnerungen an Sport in netter Atmosphäre, leider 1700 km entfernt. Aber der nächste Sommerurlaub kommt bestimmt!

Was 2013 in Frankreich schon gut funktioniert hatte: toll, einen internationalen Sport zu praktizieren!

Hermann Koch-Gröber        

 

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