Cannstatter Zeitung: Hao Mu bei der Clickball-WM

Brettchen, die die WM-Teilnahme bedeuten

Sportbund-Tischtennisspieler Hao Mu wurde Deutscher Meister im Clickball – Aus bei der WM im Achtelfinale

Foto Streib: Sportbund-Spielertrainer Hao Mu mit einem Clickball-Schläger – ein einfaches Brett mit Sandpapier überzogen.

Der vollständige Presseartikel auf der nächsten Seite …

Hao Mu ClickballVon Torsten Streib

Stuttgart-Ost – Quer in der Mitte des Tisches einen Stapel von Büchern aneinandergereiht, aus Muttis Küchenschrank zwei „Spätzlesbrettle“ geholt, einen Ball zur Hand genommen und schon war in der Kindheit alles vorbereitet für ein spaßiges Tischtennisspiel. Keine Materialschlacht war notwendig, um Spaß zu haben. Die luxuriöse Ausführung war ein Ping-Pong-Set. Inhalt: ein Ball und zwei Schläger mit magerem Belag, ohne Noppen. Ob Spätzlesbrett oder Ping-Pong-Schläger – ohne ein wiederkehrendes Klick-, Klick-, Klick-Geräusch ging es damals nicht, wenn der Ball und der Schläger aufeinandertrafen. Derartige Geräusche sind in der Regel fremd, wenn Hao Mu zum Schläger greift. Der Spielertrainer und gleichzeitig die Nummer 1 des Tischtennis-Drittligisten Sportbund Stuttgart versteht das Spiel an der Platte bestens, hat solche Kindheitserinnerungen aus seinem Heimatsland China an einfaches Material aber nicht. „Wir haben nicht mit Holzbrettern gespielt“, sagt Hao Mu, der mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt.

Prompt erfolgreich

Dass er es aber mittlerweile versteht, auch mit dem Brettchen zu spielen, dafür ist Sportbund-Betreuer Thomas Walter verantwortlich. Dieser drückte ihm im vergangenen Juli das simple Material in die Hand und sagte: „Probier es mal aus, demnächst finden die Qualifikationen zur süddeutschen Meisterschaft statt“, erinnert sich Mu Hao. Denn das Spiel mit den einfachen Schlägern nennt sich Clickball und es gibt mittlerweile nicht nur süddeutsche oder deutsche, sondern auch Weltmeisterschaften. Beim Clickball wird nur ein Holz mit Sandpapier als Belag verwendet. Tricksen beim Material geht also nicht: Nach Beendigung des Satzes, der bis 15 Punkte und nicht weiter geht (ein 15:14 ist also möglich), werden die Schläger auf dem Tisch liegengelassen, die Seiten und somit auch das Material gewechselt – gleiche Bedingungen für alle. Ein Satz geht über zwei Gewinnsätze, jeder Akteur hat abwechselnd zwei Aufschläge. Eine weitere Besonderheit bietet Clickball: Bei eigenem Aufschlag und bis zu einem eigenen Spielstand von zwölf Punkten darf ein so genannter Double Point pro Satz angemeldet werden. Ist der Aufschläger dabei erfolgreich, erhält er zwei Zähler. Wenn nicht, wandert nur ein Punkt zum Gegner.

Eine spaßige Angelegenheit, weiß Hao Mu, wobei es eine ganz andere Art von Tischtennis sei. „Ein Topspin geht so gut wie gar nicht, Anschneiden scheidet aus“, so der Spielertrainer. So könne man den Aufschlag beispielsweise nur schnell oder kurz spielen. Doch wer die Nummer 1 des Sportbund kennt, der weiß, dass er ehrgeizig ist und trotz des Spaßes auch Erfolg haben will. Hat er auch. Denn bei seinem Click-ball-Debüt bei den süddeutschen Meisterschaften qualifizierte er sich prompt für die deutschen Titelkämpfe und diese gewann er auch. Damit durfte er Ende Januar neben zwei anderen Spielern Deutschland bei den Clickball-Weltmeisterschaften in London vertreten. Austragungsort: Das Ally Pally, wo sonst die Fans begeisterte Jubelschreie von sich geben, wenn die Dartlegende Phil Taylor auf Jagd nach den 180 Punkten geht. 1000 Zuschauer kamen zu dieser WM pro Tag, selbst das englische Fernsehen übertrug Spiele.

Hao Mu agierte in der Vorrunde souverän, stand unter den letzten 32 und durfte sich schon mal über eine Prämie von 1500 Dollar freuen.

Niederlage gegen den Weltmeister

Dabei besiegte er seinen Landsmann Sebastian Carl klar mit 2:0. Im Achtelfinale traf der Stuttgarter auf den erfahrenen Engländer Andrew Baggaley. Trotz Nervosität lief es zunächst gut für den Spielertrainer des Sportbund. Beim Stand von 14:14 setzte er im ersten Satz den entscheidenden Punkt. Doch danach „spielte Baggaley einfach besser und machte kaum noch Fehler“, sagt Hao Mu. So unterlag er unglücklich mit 1:2 und war aus dem Rennen. Immerhin gegen den kommenden Weltmeister, wie sich später zeigen sollte. Baggaley besiegte im Finale nämlich den Deutschen Alexander Flemming. Dennoch war Hao Mu von der Weltmeisterschaft und dem Publikum begeistert. „Es war eine super Sache und ich will auch im nächsten Jahr an der WM teilnehmen. Dafür werde ich noch hart an meiner Vorhand arbeiten.“

Nun ist Hao Mu für den Sportbund im Liga-Alltag wieder erfolgreich an der Platte. Die Umstellung von Brettchen auf gutes Material hat er nach diversen Startproblemen wieder geschafft. „Anfangs habe ich jeden Ball weit hinter den Tisch befördert“, lacht der 35-Jährige.

Vorheriger Artikel - «

Nächster Artikel - »


Hinterlassen sie einen Kommentar