Nachruf: Kurt Haaga gestorben

Im Alter von 78 Jahren starb letzte Woche unser langjähriges Mitglied Kurt Haaga. In den Fünfzigerjahren trat er dem Sportbund als Jugendlicher bei, spielte jahrzehntelang in verschiedenen Mannschaften bis zur Verbandsliga. Zudem besaß er die ausgeprägte Fähigkeit, viele Mitglieder an den Verein zu binden. Die Beerdigung findet am kommenden Donnerstag, 13. April, 11:00 Uhr, auf dem Waldfriedhof statt. Die Sportbundler sind in Gedanken bei seiner Familie und erinnern sich auch in Zukunft an eines der engagiertesten Mitglieder.

Ein Nachruf …

„38, ……. Jahrgang 38!“ So antwortete Kurt Haaga stets auf die Frage nach seinem Alter – das tat er unabhängig davon, ob er tatsächlich 40, 50 oder 60 Jahre war. Es war seine ureigene Art, mit dem Leben umzugehen, mit einer Mischung aus Ironie und Selbstbewusstsein zog er seine Umgebung in den Bann. Ob in der Sporthalle am Tischtennis-Tisch, während der „2. Partie“ in der „Villa Berg“ beim Kartenspielen – immer versammelte „Kurtle“, wie ihn die Alt-Sportbundler nannten, viele Menschen um sich. Ein „bunter Vogel“ war er, in jeder Hinsicht, nicht nur wegen seiner Kleidung, auf die er immer großen Wert legte (wie auf den Bildern in den Achtzigerjahren). Mit seinen Sprüchen und Lebenserfahrungen prägte er das Vereinsleben wie kaum ein anderer. Ob nach dem Friseur-Besuch („der Putz ist wieder gerichtet“), über die Mobilität („Der Führerschein ist in der Reinigung“), beim Frühstück vor einem Turniertag („morgens lese ich immer die Zeitung, da stehen so grausame Dinge drin, da kann der Tag nur besser werden“) oder als auf seine Veranlassung rosa Sitzkissen für die VIP-Gäste bei den Heimspielen der 1. Herren angeschafft wurden – Kurt war für viele Sportbund-Mitglieder ein Entertainer und Lebensberater auf die eigene Art. Er hatte ganz einfach die Fähigkeit, die Dinge mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. Mit ihm hatte der Sportbund neben dem Sport-Angebot gleichzeitig einen Spitzenplatz in der Unterhaltungsbranche – das zog die Menschen an. Kurt war Kult – die Bezeichnung „Sportbund-Legende“ ist sicherlich nicht übertrieben, so empfanden es jedenfalls die Mitglieder in den Achtziger- und Neunzigerjahren …

Doch Kurt verbreitete nicht nur den großen Glamour in Stuttgart-Ostheim. Da gab es noch eine ganz andere Seite des Menschen Kurt Haaga. „Ohne den Sportbund würde ich kaum noch leben“, sagte er einmal überspitzt, als er in den Achtzigerjahren aus Frankfurt nach Stuttgart zurückkehrte. Er wusste genau, welche Funktion der Tischtennis-Sport in seinem bewegten Leben hatte. Und er wusste genau, was er an seinem Sportbund hatte. „Weißt Du, man darf im Leben nicht nur nehmen, man muss auch geben“, sagte er in einer nachdenklichen Minute. Und wer Kurt beobachtete, erkannte in fast jedem Moment, dass hinter der glitzernden Fassade ein zutiefst anhänglicher, dem Verein verbundener und dem Sportbund viel zurückgebender Mensch steckte. Einige Beispiele:

Als die 1. Herren 1986 aus der Landesliga abstieg, vier Spieler den Verein verließen und das Sportbund-Tischtennis mit nur noch drei Teams in der Bedeutungslosigkeit zu versinken drohte, meldete sich Kurt mit Überzeugung zu Wort: „In so einer Situation muss man zusammen kämpfen, wieder aufstehen – genau wie im Leben.“ Er unterstützte das Team als Fan, sprach Sponsoren an, lobte die neu erweckte Jugendarbeit und kümmerte sich um den geselligen Teil der Abteilung. Wo Kurt war, da war Leben und Begeisterung.

In der folgenden Zeit leistete er als Mitspieler viel sportliche Aufbau-Arbeit, als zahllose Jugendliche ihr erstes Herren-Jahr bei ihm im Team bestritten. Bei Kurt im Team hörte keiner auf zu spielen – er leistete auf seine Art Jugendarbeit, förderte die Integration in den Aktivenbereich. „Ich will dem Verein etwas zurückgeben“, argumentierte er, „deshalb spiele ich auch mit den Jungs im Team, die meine Kinder sein könnten“. So sehr er sonst gerne das Rampenlicht suchte, genauso konnte er sich in einer Mannschaft „hinten anstellen“, vor allem wenn es um „seinen“ Sportbund ging.

Als seinen größten Beitrag zum Gelingen des Sportbund-Vereinslebens kann man – so die Einschätzung des Autors – die Stärkung der Mitarbeiter und Verantwortlichen des Vereins sehen. So unterschiedlich die Charaktere der Mitglieder und auch der „Macher“ im Verein waren und sind, für Kurt zählte nur eines: Mit wie viel Herzblut engagiert sich jemand für den Verein und für die Menschen? Da passte kein Blatt Papier zwischen ihn und Abteilungsleiter, Jugendleiter, Mannschaftsführer und Jugendtrainer. „Es ist einfach, zu sagen, wie es geht – selber machen ist schwierig“, war seine Antwort auf die Kritiker innerhalb und außerhalb des Vereins. Und so stärkte er gerade in der Phase des Sportbund-Umbaus in den Achtziger Jahren vom „Alt-Star-“  zum „Jugend-Ausbildungs-Verein“ den Verantwortlichen den Rücken. Das half durch sportliche Dürre-Perioden, auch weil sein Wort großes Gewicht bei vielen Mitgliedern hatte.

Nun hat Kurt die Bühne dieser Welt verlassen. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie. Beim Sportbund wird er in lebendiger Erinnerung bleiben – viele seiner Zitate gehören auch heute zur „Sportbund-Sprache“, sein Auftreten und seine Energie sind noch immer Motivation und Antrieb für die tägliche ehrenamtliche Arbeit, damit Menschen beim Sportbund beides erleben: Sport und Unterhaltung.

Danke für alles, danke, dass Du einer von uns warst, Kurtle!

Thomas Walter

 

 

 

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